Eine Dekade der Alphabetisierung in Deutschland – und was dann?
Diese Frage beantwortet das Bildungsprogramm der UNESCO, das die Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung weiterführt. Mit der Incheon Deklaration und dem Bildungsministertreffen im November 2015 stellte die UNESO den globalen Aktionsrahmen „Bildung 2030“ vor. Das Ziel des Aktionsrahmens ist hoch gesteckt. Bis 2030 soll es inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung für Menschen aller Altersstufen geben. Lebenslanges Lernen für alle – da ist auch die Grundbildung für Erwachsene gefragt. Inhalte des Aktionsrahmens finden sie hier.
Die ersten Reaktionen in Deutschland auf Bildung 2030 richteten den Blick auf die Bildungsbedarfe in der dritten Welt. Durch Pressemitteilungen, wie z.B. die der BMZ entstand der Eindruck, dass die Bildungsarbeit in erster Linie Entwicklungsländer betrifft. Das ist ein falscher Eindruck, denn in Sachen Grundbildung für Erwachsene ist Deutschland selbst noch Entwicklungsland.
Leider gibt es in Deutschland die hochwertige und flexible Grundbildung von Erwachsenen, wie sie in Bildung 2030 vorgesehen ist, noch nicht. So ist auch Deutschland nun gefordert, die Bildungsagenda 2030 umzusetzen. Dazu hat sich im Juni 2016 die Deutsche UNESCO Kommission getroffen. Wichtige Erkenntnisse der Potsdammer Tagung waren:
- Lebenslanges Lernen ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie.
- Chancengerechtigkeit in der Bildung ist nach wie vor ein zentrales Problem in Deutschland.
- Die Veränderung von Bildung durch die fortschreitende Digitalisierung ist eine zentrale Herausforderung in der Bildungspolitik.
Was bedeutet Bildung 2030 für die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung?
Es wäre fatal, wenn Deutschland in der Grundbildung für Erwachsene den Alphabetisierungszielen von 2013 „nachhecheln“ würde. Uns scheint es sinnvoller, Grundbildung gleich auf die Ziele von 2030 auszurichten. Dazu gehört dann auch, Grundbildung nicht länger als „Nachholbildung“ zu verstehen. Wir müssen stattdessen die bundesweit entstehenden Grundbildungszentren als Lernorte konzipieren, die Menschen lebenslang befähigen „am Ball zu bleiben“. Grundbildung muss flexibel und offen gedacht werden, damit sie alle Erwachsenen im steten Wandel der Gesellschaft unterstützen kann.
Aktuell, vielfältig und demokratisch – so gut kann Grundbildung sein!
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